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Kolostrum und Stillbeginn

Jede schwangere Frau beginnt bereits ab etwa der 16. Schwangerschaftswoche Kolostrum zu produzieren. 

Nach der Geburt steht jedem neugeborenen Kind diese erste Muttermilch mit besonderen Eigenschaften sofort zur Verfügung. Das Kolostrum ist grundsätzlich immer da. Das Stillen in der ersten Stunde nach der Geburt und der unmittelbare, direkte Haut zu Haut Kontakt (Bonding) zwischen Mutter und ihrem Neugeborenen anhaltend bis nach dem ersten Stillen sind die besten Bedingungen für ein erfolgreiches Stillen und damit ein Kind Kolostrum erhalten kann. Stillen nach Bedarf bedeutet ein Neugeborenes etwa zehn- bis zwölfmal in 24- Stunden anzulegen, gerne phasenweise immer wieder auch kurz hintereinander, wenn das Baby es wünscht. SieheWie Babys trinken (Clusterfeeding)
Stillen nach Bedarf bedeutet auch ein Baby zu wecken und anzulegen, wenn die Mutter für ihre gefüllte Brust Erleichterung braucht und sie schwere, feste Brüste hat (Brustdrüsenschwellung).

Wenn ein Neugeborenes nicht stillen kann oder mag, wird sein dennoch vorhandener Bedarf erfüllt, indem es sobald wie möglich etwas per Hand gewonnenes Kolostrum bekommt. Ausreichend Stimulation und Entleerung der Brust durch ein stillendes Baby, per Handgewinnung oder mit einer Intervallmilchpumpe möglichst früh nach der Geburt, sind in jedem Fall das, was für eine ausreichende Milchbildung wichtig ist. 

Ein sanfter und liebevoller Umgang mit der Brust ist dabei selbstverständlich.
Stillen, Brustmassage und Gewinnen von Kolostrum per Hand oder mit Hilfe einer Intervallmilchpumpe darf spürbar, jedoch nicht schmerzhaft sein. Das erste Ansaugen zu Beginn des Anlegens beschreiben manche Frauen mehr als spürbar bis auch schmerzhaft. Schmerz sollte jedoch unmittelbar nach dem Anlegen nachlassen (nach ca. einer Minute), wenn das Baby die Brust gut im Mund hat und effektiv saugt. Bei einem starken oder anhaltendem Schmerz ist es sinnvoll das Stillen zu unterbrechen und das Baby von der Brust zu nehmen. Dafür das Vakuum mit Hilfe eines Finger im Mund des Babys lösen und so das Baby von der Brust nehmen. Erneutes korrektes Anlegen (hier sind Stillvideos von Global Health Media in Englisch und mehr als zwanzig weiteren Sprachen zu finden) in einer bequemen und evtl. anderen Stillposition mit viel Brust im Mund des Babys können hier hilfreich sein und lösen in den meisten Fällen das Problem.
Siehe: Asymmetrisches Anlegen oder „Intuitives Stillen“ in zurückgelehnter, halbaufrechter Position genannt „Biological Nurturing“
Bestehen weiterhin Schmerzen beim Stillen, evtl. mit gereizten oder verletzten Brustwarzen,  ist am erfolgreichsten Ursachenforschung betreiben z. B. mit der betreuenden Hebamme oder einer zusätzlich hinzugezogenen Still- und Laktationsberaterin (siehe auch Hilfreiche Seiten).

Ein straffes Lippenband und / oder ein hinteres Zungenband werden teilweise übersehen und in den Auswirkungen unterschätzt. Hier ein hilfreicher Artikel für Eltern auf Deutsch und Englisch und die Seite der Deutschen Fachgesellschaft für die Behandlung oraler Restriktion dazu. Diese englischsprachige Seite enthält sehr umfassende Beschreibungen gerade auch zu später auftretenden Still-und / oder Fütterschwierigkeiten und Essproblemen. Wenn ein Zungen- und / oder Lippenband behandelt wurde, gibt es hier den Ausblick, was nach der Behandlung zu erwarten ist und hier eine Anleitung für die Nachbehandlung und ggf. auch Vorbereitung einer Durchtrennung.
Wenn Mütter einen Vasospasmus in den Brustwarzen haben, erleben sie sehr starke Schmerzen in der Brust, die teilweise auch noch nach dem Stillen anhalten. Für eine Linderung der Schmerzen ist wichtig zu unterscheiden, ob evtl. statt dessen oder zusätzlich eine Pilzinfektion vorliegt. Beides ist behandelbar (Soor).
Gutes Positionieren des Babys mit viel Brust tief im Mund ist die Basis für schmerzfreies Stillen, wenn alles andere ausgeschlossen oder behandelt wird / wurde.

Wenn ein Baby zu früh geboren wird und damit besondere Bedürfnisse nach der Geburt hat, weiß der mütterliche Körper das ganz genau und produziert hier ein besonderes Frühgeborenenkolostrum. Das steht dem Baby statt zwei Wochen sogar bis zu vier Wochen zur Verfügung. Der schützende Antikörperanteil bleibt darüber hinaus noch länger erhöht.  Kolostrum und Muttermilch sind Nahrung und Medizin für ein Frühgeborenes. Für die individuelle Anpassung ist Berührung und der Körperkontakt zwischen Mutter und Kind hilfreich. Wie die Versorgung eines Frühgeborenen mit Kolostrum und Muttermilch gelingen kann, ist in den hier hinterlegten Links im Text genauer nachzulesen.
Der Weg zum Stillen eines Frühgeborenen bedeutet für die Mutter zunächst etwas für ihre Milchbildung tun mit Brustmassage, Handentleerung, Abpumpen und dem Baby die Zeit zu geben, die es braucht. Zu der besonderen Situation:
Leben mit einem frühgeborenen Baby, gibt es hier eine Broschüre.

Falls sich eine Mutter überlegt hat nicht zu stillen und ihrem Baby die Vorteile ihres Kolostrums gerne geben möchte, so ist dies das Beste, was sie in dieser Situation für ihr Baby tun kann.
Abstillen und Kolostrum geben wird von einigen informierten Müttern schon genutzt. Es wäre gut, wenn mehr Mütter diese Vorteile für ihr Neugeborenes nutzen könnten.
Brustmassage und Handgewinnung des Kolostrums ist eine gute Möglichkeit einem Neugeborenen, das seit der Schwangerschaft vorhandene Kolostrum zu geben, ohne ein Baby an die Brust anzulegen. Das Baby kann das Kolostrum von der Brust oder dem Finger ablecken oder in den Mund getropft bekommen. Die Mutter entscheidet sich, wie sie es gerne machen möchte. Jeder Tropfen Kolostrum ist ein Gewinn für ein Neugeborenes und jede noch so kurze Zeit mit Muttermilch zählt.